Hohe Effizienz und Effektivität sind heutzutage gleichermaßen zu einem tollen Nutzungserlebnis ein K.O.-Kriterium für die Akzeptanz von Websites im World Wide Web. Mit steigender Routine und Erfahrung der Nutzer im Umgang mit interaktiven Anwendungen nehmen auch die Erwartungen an einen guten Webauftritt zu. Zum einen folgen User bei der Nutzung von Websites bestimmten Mustern und Regeln. Zum anderen wollen sie aber gleichzeitig überrascht werden und neue Dinge erleben. Sie erwarten Komfort und maßgeschneiderte Lösungen, die begeistern.
Aus diesem Grund gilt es mehr denn je, die eigene Zielgruppe genau unter die Lupe zu nehmen und deren Bedürfnisse zu identifizieren. Der direkte Austausch mit potenziellen Usern unter dem Einsatz von Usability-Methoden kann der Schlüssel zum Erfolg für die neue Website sein.
Für den Relaunch der Website des Barth Medienhaus wurden beispielsweise das Nutzungsverhalten von Testpersonen beobachtet, während sie Aufgaben auf der Website erfüllten. Mit persönlichen Gesprächen, Fragebögen und weiteren Methoden wurden die Ergebnisse optimal ergänzt und lieferten wichtige Erkenntnisse für die anschließende technische und inhaltliche Konzeptionsphase.
Im Folgenden stellen wir Ihnen die angewandten Usability Methoden vor:
Häufig sind gute Lösungen nur einen Steinwurf entfernt von der eigenen Idee. Man muss bloß etwas über den Tellerrand schauen. Warum also nicht von Mitbewerbern inspirieren lassen?
In der Regel haben Konkurrenten oder ähnliche Webauftritte auch die gleiche Zielgruppe und damit verbunden die gleichen Nutzerbedürfnisse. Deshalb macht es durchaus Sinn, sich von Möglichkeiten und Lösungsansätzen Anderer für eigene Problemstellungen oder Strukturierung inspirieren zu lassen. Dadurch kann es gelingen, aus festgefahrenen Rastern auszubrechen und nicht selten kommen so erst neue Herangehensweisen oder Blickwinkel zum Vorschein. Aus diesem Grund haben auch wir uns von Mitbewerbern im World Wide Web inspirieren lassen.
Zudem ist die stetige Auseinandersetzung mit aktuelle Trends und Best-Practice Beispielen zu Web Design und das Hinterfragen des eigenen Nutzungsverhaltens der beste Weg um Neues und für die Nutzer Interessantes zu finden.
Denn eins gilt heutzutage mehr denn je im Web: Wer den Absprung verpasst, verliert auch die Gunst der User.
Als erste Usability Methode wurde die klassische User Beobachtung durchgeführt, um Verbesserungspotentiale des bestehenden Webauftrittes aufzudecken. Unsere Experten beobachteten die Herangehensweise von Personen der Zielgruppe, während diese mehr oder weniger komplexe Aufgaben auf der Website erfüllten.
Zuvor müssen die Zielgruppe und Use Cases, also typische Anwendungsfälle realer Nutzer definiert werden. Diese Use Cases werden anschließend in konkrete Aufgaben auf der Website überführt, welche die Testpersonen bearbeiten.
Insbesondere das direkte Feedback der Probanden bei auftretenden Problemen sowie bei gemeisterten Aufgaben erbringt beim Usability Testing wertvolle subjektive Erkenntnisse über das System und das Nutzungsverhalten.
Vor allem die praktische Anwendung und Auswertung von Usability-Methoden, sowie der direkte Kontakt und das Feedback der User waren ausschlaggebend für eine tolle Konzeptionsphase. So konnte man wirklich auf die Bedürfnisse der Zielgruppe eingehen und hat Dinge anders wahrgenommen. Ich denke das Ergebnis kann sich sehen lassen!
Daniel Sokopp, Absolvent Hochschule Offenburg / Konzeption & technische Entwicklung im Barth Medienhaus
Fragebögen oder Nutzerbefragungen finden in der Regel im Nachgang und ergänzend zum eigentlichen Usability Test statt. Ein wesentlicher Unterschied zu den Ergebnissen eines Usability Tests besteht bei Fragebögen oder persönlichen Gesprächen darin, dass Nutzer reflektiert über ihre Empfindungen nachdenken können, bevor sie Fragen beantworten. Als Arten der Fragestellung wurden neben den offenen Fragen, bei denen Testpersonen die Möglichkeit haben, frei ihre Eindrücke zu schildern, auch sogenannte geschlossene Fragen gestellt. Dabei werden Antwortmöglichkeiten vorgegeben. Auf diese Weise konnten, im Gegensatz zur Beobachtung während des Usability Tests, zusätzlich konkrete Kennzahlen ermittelt und letztlich eine Bilanz der Bewertungen gezogen werden.
Ein zentraler Anker im Umgang mit Webanwendungen ist für User die Navigation über ein Menü. Häufig entscheidet die Struktur eines Navigationsmenüs darüber, ob sich Nutzer auf einer Website zurechtfinden, oder nicht. Leider gehen die Vorstellung einer logischen Navigationsstruktur aus interner Sicht und aus Sicht der Nutzer oftmals deutlich auseinander. Der Fehler liegt dabei meist an der fehlenden Auseinandersetzung mit der Zielgruppe und mangelnder Empathie. Darum haben wir beim Relaunch unserer Website ein besonderes Augenmerk darauf gelegt eine nutzerzentrierte Navigationsstruktur zu schaffen. Basis dafür waren die Ergebnisse einer Card Sorting Studie.
Personen aus der Zielgruppe sortieren beim geschlossenen Card Sorting umschriebene Begriffe in für sie logische Gruppen. Die Begriffe sollen Bereiche innerhalb des Navigationskonzepts beschreiben, sind aber noch nicht mit den späteren Menüpunkten gleichzusetzen. Der Fokus liegt dabei darauf, logische Zusammenhänge von Themen und Inhalten herzustellen und Überbegriffe für diese Gruppen zu finden. Probanden können jederzeit Begriffe umbenennen, so dass diese für sie mehr Sinn ergeben. Bestimmte Muster und Überschneidungen aller Tests werden im Anschluss in Diagrammen und Matrizen ausgewertet und zuletzt in eine Sitemap übersetzt. Auf diese Weise kann eine auf die Zielgruppe maßgeschneiderte Navigation erarbeitet werden, welche spätere Unklarheiten und Probleme frühzeitig ausschließt.
Letzten Endes erbringt die Kombination der unterschiedlichen Usability-Methoden ganzheitliche Erkenntnisse über die Bedürfnisse der Nutzer und ihre Anforderungen an eine Website. Das direkte, unterbewusste Feedback durch Reaktionen während des Usability Tests und reflektierte Bewertungen im Nachgang durch Fragebögen oder ein Gespräch mit den Probanden bilden beispielsweise zusammen eine optimale Grundlage, um Nutzeranforderungen zu definieren.
Bevor die Designphase starten kann, wird mithilfe dieser Erkenntnissen ein inhaltliches Konzept abgeleitet und die Navigationsstruktur verfeinert.
Wie die Ergebnisse der Usability-Methoden dann in die Konzeption und Gestaltung der neuen Website miteingeflossen sind, wie aus Wireframes ein konkretes Designkonzept erstellt wird und vieles mehr erfahren Sie im nächsten Artikel zum Thema „Website Relaunch - Konzeption & Gestaltung“.
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